Chronik
„Nach einer im Gasthaus „Zum Löwen“ hier gehaltenen Vorbesprechung wurde die Gründung eines Gesangs- und Lesevereins beschlossen. Es wurde nun zuerst die Aufstellung der Statuten vorgenommen und nachdem solche den Mitgliedern vorgelegt und von diesen angenommen waren, an das Gr. Bezirksamt Stockach zur Genehmigung gesandt.“
Dies sind die ersten Sätze, die Zeugnis geben von der Gründung des Gesangvereins „Eintracht Volkertshausen 1860“.
In den 14 Paragraphen der Statuten, die dem Gr. Bezirksamt Stockach zugesandt worden waren, war im § 1 als Zwecke des Vereins festgelegt: „Ausbildung des Gesangs behufs der Erhöhung öffentlicher Feierlichkeiten, kirchlichen Festen und der geselligen Unterhaltung, sodann Förderung wissenschaftlicher und sittlicher Bildung.“
Als die besten Mittel für diesen Zwecke eigneten sich die Betrachtung der Gesellschaftslektüre und die Ausübung des Männergesangvereins mit Unterstützung durch Instrumentalmusik. Hierfür war auch ein eigenes Lokal notwendig, in welchem nicht allein Zeitungen, Zeitschriften und die Bibliothek untergebracht werden konnten. Darin mussten auch die regelmäßigen Gesang- und Musikproben abgehalten werden können.
Dabei waren politische und andere Tendenzen von den öffentlichen Besprechungen im Vereinslokal ausgeschlossen.
Zur Aufnahme als aktives Mitglied wurden strenge Maßstäbe angesetzt: Dem Bewerber musste man den für die Gesellschaft nötigen bildungsgrad zutrauen, auch musste er natürlich Anlagen zum Gesang oder musikalische Kenntnisse haben.
Der Monatsbeitrag betrug 12 Kreuzer. Aktive Mitglieder konnten durch unregelmäßigen Besuch ausgeschlossen werden.
Das Gr. Bezirksamt Stockach genehmigte die vorgelegten Statuten mit einem Schreiben vom 19. September 1860. Damit war der Gesang- und Leseverein offiziell ins Leben gerufen.
Am 8. Dezember 1860 war Generalversammlung zur Wahl des Vorstandes. Es wurden gewählt:
Präsident: Herr Harder
Dirigent: Herr Stäuble
Kassier: Herr Sigi
als 4. Mitglied: Herr Widmann
Die Anzahl der Gründungsmitglieder ist nicht bekannt. Aufgrund der Wahlergebnisse waren es jedoch mindestens 15 Mitglieder.
Schon im kommenden Jahr 1861 zeige sich der neue Verein beim „Höhgauer-Gesang-Fest“ in Radolfzell. Hierzu wurde auch eine Vereinsfahne angeschafft. Sie kostete ca. 50 Gulden, die zum größten Teil durch einen außerordentlichen Beitrag aufgebracht werden mussten.
Als Fahnenjunker wurde Wilhelm Witz gewählt. An diesem ersten Fest außerhalb des eigenen Ortes nahm der gesamte Verein teil und trug vor: „Barbarossa oder Kyffhäuser“.
Im Jahr 1862 wurde die Kassenführung des Gesang- und Lesevereins getrennt. Die Mitglieder des Lesevereins bezahlten monatlich 20 Kreuzer. Zur Fastnacht wurde das Stück „Die Hasenjagd oder die sieben Schwaben“ aufgeführt. Das Bezirksamt Stockach genehmigte für die Mitglieder des Gesangvereins am Mittwoch, Samstag und Sonntag einer Verlängerung der Polizeistunde bis 11 Uhr.
Im gleichen Jahr besuchten die Sänger auch Feste in Eigeltingen, Gottmadingen und Arlen. Der Höhepunkt des Jahres war jedoch die Fahnenweihe: Dazu wurde ein Festplatz hinter dem „Löwen“, hinter der Kirche und den Reben eingerichtet. Zu dieser Fahnenweihe hatte sich 10 Vereine mit ca. 300 Sängern eingefunden.
Zu Anfang des Jahres 1863 war die „Eintracht“ bereits auf 31 Mitglieder angewachsen. Die Aktivitäten dieses Jahres sind ein Beispiel für die folgenden Jahre. was die Mitglieder dieses jungen Vereines an zeitlichen und finanziellen Opfern brachten. So stellte Herr Pfr. Häusler, der selbst Mitglied war, seine eigens bestellte „Illustrierte Dorfzeitung“ dem Verein zur Verfügung.
Auch Herr Pfarrer Oberschneider von Aach war ebenfalls gefällig, seine eigens gehaltene „Münchner Punsch“ zur Benutzung zu übergeben. Dadurch und durch eigene Bestellungen verfügte der Verein bis zum Ende des Jahres über 9 Zeitschriften. Auch war für diese allgemeine Bildung eine Bibliothek vorhanden, die aus dem Gasthaus „Aachtal“ in die Schule verlegt wurde. Dadurch ersparte man sich die Anschaffung eines Bücherschrankes. An Fastnacht wurden 2 Lustspiele aufgeführt, aber nicht wie im Vorjahr öffentlich, sondern nur zum Vergnügen der Vereinsmitglieder und der eingeladenen Gäste. Der Eintritt kostete für den 1. Platz 12 Kreuzer, für den 2. Platz 6 Kreuzer. Eingenommen wurden 36 Gulden und 41 Kreuzer. Nun konnte auch nach dem Beispiel anderer Vereine eine Erdöllampe angeschafft werden.
Angeregt durch einen Aufruf aus Karlsruhe trat die „Eintracht“ in den Badischen und Deutschen Sängerbund ein. Im Beitrittsgesuch nach Konstanz gab der Verein seiner Freude Ausdruck, „an solch erhabenem und nationalem Werke teilnehmen zu können“. Die Runde der Vereinsbesuche ging bis Tuttlingen, Konstanz und Bodman.
Ein ganz besonderes Ereignis war die Eisenbahneröffnung am 13. Juni 1863 im Dorf Singen. Hierzu war die „Eintracht“ zusammen mit dem Gesangverein Aach und weiteren 4 Gesangvereinen zur Begrüßung seiner Königlichen Hoheit, dem Großherzog von Baden geladen. Im Festzug ging es vom Rathaus zum Bahnhof. Durch wurden die Sänger so aufgestellt, dass sie seine Majestät nicht zu Gesicht bekamen und damit der Zweck ihres Gesangvortrages nicht erfüllt war. Einige Sänger mussten zu Fuß nach Hause, weshalb auch vermerkt ist: „Im ganzen genommen ist der heutige Ausflug kein gelungener zu nennen.“ Doch wurde die neue Bahn gleich danach zur Anreise zum Sängerfest in Konstanz benutzt.
Der Gesang- und Leseverein war nicht nur zum privaten Vergnügen. sondern auch mit entsprechend hohen Idealen seitens der Mitglieder gegründet worden. Dies schloss jedoch nicht aus, dass Ende der 60-er und in den 70-er-Jahren ein auffälliger Mitgliederaustritt zu verzeichnen war. Zwar kamen immer wieder neue Mitglieder hinzu, für deren Aufnahme jeweils eine Generalversammlung außerhalb der Jahresversammlung abgehaltne wurde, doch sank die Zahl der Mitglieder bis Anfang des Jahres 1874 auf 21 Mitglieder ab. Auch gegenüber der Vorstandschaft gab es ernstliche Auseinandersetzungen.
Trotz dieser bedauerlichen Nebenerscheinungen entwickelte sich das Vereinsleben von den gesetzten Zielen und den gesellschaftlichen Höhepunkten her weiter. Die Sammlung laufender Zeitschriften sowie Bücher für die Bibliothek wurden laufend erweitert. Auch wurde 1871 bereits eine Änderung der Statuten für notwendig ersehen.
1871 war auch ein allgemeines Freudenjahr für die Deutschen. Im März empfingen die Sänger der „Eintracht“ zusammen mit der Musikgesellschaft im Aachtal die nach Konstanz marschierenden Krieger. Diese wurden auf Gemeindekosten bewirtet und bis zum anderen Ortsausgang begleitet. Im April wurde ein allgemeines Freudenfest der Gemeinde wegen des Sieges der Deutschen über die Franzosen gefeiert.
In den folgenden Jahren führten die Sänger neben ihrer Gesangs- und Lesetätigkeit stets zahlreiche Ausflüge zu anderen Vereinen durch. Sie führten bis Konstanz, Stein am Rhein, Bodman, Tuttlingen, Gottmadingen und Orsingen. Teilweise wurden diese Ausflüge auch zusammen mit dem Musikverein unternommen. Dabei lässt sich erahnen, wie gesellig und fröhlich damalige Ausflugsveranstaltungen waren.
Auch wurde die Tradition der Theateraufführungen an Fastnacht in all diesen Jahren gepflegt.
1875 war unter Mitwirkung der „Eintracht“ Fahnenweihe des Kriegervereins mit Festzug und Gottesdienst.
Der Verein war auch gefordert bei Festen der Majestäten: so 1881 zur Silbernen Hochzeit „Unseres Allerwertesten Großherzogs Friedrich und der Frau Großherzogin Luise“. 1889 wurde zusammen mit andere örtlichen Vereinen der 30. Geburtstag Seiner Majestät des deutschen Kaisers Wilhelm II. am Vorabend mit Fackelzug und geselliger Unterhaltung und am Tag darauf mit Gottesdienst und Frühschoppen gefeiert.
Die Verbundenheit mit dem Reich zeigte sich auch dadurch, dass die „Eintracht“ für die Wassergeschädigten in Norddeutschland im Jahre 1888 eigens ein Konzert veranstalteten und 80,10 Mark als Hilfe überweisen konnten. In der zweiten Hälfte der 80-er-Jahre nahm die „Eintracht“ an mehreren Sängerfesten im Gau teil und erreichte im Gesangswettbewerb immer Ränge vom 1. bis 3. Platz.
Gegen Ende der 80-er-Jahre bis in die 90-er-Jahre scheint die Aktivität des Vereins etwas nachgelassen zu haben, da in dem Vereinsbuch entsprechend wenig Einträge vorhanden sind.
Im Jahre 1900 wurde Herr Biland, der dem Verein seit 1871 als Vorstand diente, mit dem Ehrendiplom ausgezeichnet.
Die ersten Jahre des neuen Jahrhunderts waren für die „Eintracht“ wieder Erfolgsjahre. Ihre Gesangsvorträge wurden wiederholt mit ersten Preisen belohnt.
1910 war Jubeljahr. Der Gesang- und Leseverein feierte sein 50-jähriges Bestehen.
5 Böllerschüsse eröffneten die Feierlichkeiten, zu denen 18 Vereine mit 63 Sängern erschienen waren. Es wurden in diesem Jahr auch mehrere Sängerfeste besucht.
1911 verstarb der langjährige Vorstand, Herr Biland. Er hatte in den vergangenen Jahren als Ehrenpräsident dem Verein jährlich eine größere Summe vermacht und setzte bei seinem Tode seiner Freigiebigkeit die Krone auf, indem er die Summe von 1.000 Mark überweisen ließ.
In den Kriegsjahren 1914 – 1918 war die Vereinstätigkeit sehr gering. Doch hatte die „Eintracht“ 1917 noch eine Kriegsanleihe von 500 Mark gegeben. Im letzten Kriegsjahr war gar keine Versammlung mehr. Auch musste um manchen gefallenen Sänger getrauert werden. Das erste Friedensjahr machte aber wieder Mut zu neuem Anfang, denn der Vorstand Herr Spettnagel konnte die aus dem Krieg heimgekehrten Mitglieder begrüßen. So waren in der ersten Versammlung wieder 33 Mitglieder anwesend.
Mit diesem neuen Schwung wurde 1922 ein Wohltätigkeitskonzert veranstaltet, das 1.565 Mark Reinerlös einbrachte. In jenen Nachkriegsjahren wurden auch wieder eifrig die umliegenden Vereine besucht, dies trotz der allgemeinen Not. Durch zahlreiche Eintritte vergrößerte sich der Verein bis 1924 auf 95 Mitglieder. Im selben Jahr verstarb Herr Hauptlehrer Leopold Spettnagel. Er war von 1893 bis 1921 Dirigent und von 1900 bis 1922 gleichzeitig Vorstand. Unter seiner Führung hatten die Sänger in den Jahren viele schöne Preise im Wettsingen errungen.
Trotz der allgemeinen Not beschaffte sich der Verein 1925 ein Klavier. Hierzu gab die Gemeinde einen Vorschuss von 600 Mark, die aber bald zurück gezahlt werden konnten. Denn beim Familienabend kamen zu diesem Zweck 500 Mark an Spenden und bei der folgenden öffentlichen Veranstaltung 1010 Mark an Eintrittsgeld zusammen. Auch dies war wieder ein gewaltiger Schritt nach vorn und er Verein zählt bald 114 Mitglieder. Neues gab es wiederum beim Konzert 1928. Hierzu wurde ein Herr Kanitz aus Donaueschingen als Violinkünstler und Fräulein Sutter aus Worblingen als Klavierbegleitung verpflichtet. Von beiden wurde dem begeisterten Publikum Großartiges geboten.
Die nächsten Jahre zeichneten sich durch verstärkte Zusammenarbeit mit anderen örtlichen Vereinen aus. Mit Musikverein und Kirchenchor wurden gemeinsame Veranstaltungen abgehalten. Auch ging man gemeinsam auf Wanderschaft. Diese gemeinsamen Veranstaltungen waren stets volle Erfolge, doch mussten der Gesangverein und der Turnverein 1928 ein Defizit von 26,61 Mark unter sich aufteilen.
1930 wurde der Gesangverein 70 Jahre alt. Man verzichtete jedoch zugunsten des 75-jährigen Jubiläums auf große Feierlichkeiten.
Mit Stolz kehrten die Sänger 1933 vom Sängerfest in Rielasingen zurück. Dort hatten sie im erschwerten Volksgesang unter ihrem neuen Dirigenten, Herrn Lehrer Heim, den 1a-Preis errungen. Der bisherige Dirigent, Herr Lehrer Azone , war aus gesetzlichen Gründen wegen Doppelverdienertum zurückgetreten.
In der Generalversammlung machte der Ortsgruppenführer auf die Möglichkeit der Gleichschaltung aufmerksam. Am Ende des Jahres vermerkt der Protokollführer: „Das Jahr 1933, ein geschichtlich außergewöhnlich bedeutungsvolles Jahr, hat hiermit sein Ende erreicht.“ Er vermerkte noch den Wunsch, dass die Wiederaufrichtung des in sich selbst zerrissenen und zerklüfteten Deutschlands durch den Führer auch für den Verein ein leuchtendes Beispiel sein möge.
Ab 1934 wurde die Bezeichnung „Vorstand“ ersetzt durch „Vereinsführer“. Er wurde auch nicht mehr gewählt, sondern vom Stützpunktleiter (Ortsgruppenführer) ernannt. Dieser wiederum ernannte seine Mitarbeiter. Mit dem Beginn dieses Jahres übergab auch Bürgermeister Heinrich Mayer nach achtjähriger Tätigkeit als Schriftführer dieses Amt an den früheren Dirigenten, Herrn Azone. Herr Azone übernahm gleichzeitig auch das Dirigentenamt, wurde aber im Herbst bereits nach Villingen versetzt. Auch das Amt des Vereinsführers wurde frei, es wurde von Karl Läufle übernommen. Der neue Dirigent, Herrn Lehrer Widener, kündigte bereits im März 1935 und dies im Jahres de 75-jährigen Jubiläums. Dieses wurde trotz dieser Wechsel in der Vereinsführung an drei Tagen gebührend gefeiert. Am Abend des 20. Juli 1935 begannen die Feierlichkeiten mit einem Festzug durch das geschmückte Dorf. Musikverein und Kirchenchor, auch Sänger der „Konkordia“ Singen, traten beim Festbankett auf.
Am eigentlichen Festtag war um 5 Uhr Weckruf durch den Musikverein. Nach dem Gottesdienst, der Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal und dem Frühschoppen war am Nachmittag ein Festzug und „Programm“ auf dem Festplatz. Es wurde bis tief in die Nacht getanzt. Der Montag gehörte dann der Schuljugend, die bei Wurst, Brot und zahlreichen Unerhaltungsspielen viel Freude erlebte.
Mit dem Wunsch, dass das kommende Jahr 1937 Verein und Sänger in kameradschaftlichem Sinn zusammenhalten möge zum Wohle und Gedeihen des Vereins, der Gemeinde, Volk und Vaterland, enden die Eintragungen jener Epoche. Der Verein hatte noch 94 Mitglieder.
In den unseligen Jahren des Krieges ruhte jegliche Vereinstätigkeit und währen der Nachkriegsjahre verhinderte dies die Besatzungsmacht Frankreich. Die schlummernden Ideale und das Verlangen nach gemeinsamem Gesang drängten gerade wegen dieser langen aufgezwungenen Ruhe mit aller Kraft hervor, als die Vereinstätigkeit mit der Gründungsversammlung am 15. Januar 1950 wieder aufgenommen werden konnte. Hierfür hatte Hauptlehrer Rudolf Kuppel ein sehr sinnvolles Programm mit 15 Vorträgen zusammengestellt.
Bei dieser Neugründung wurden in die Vorstandschaft gewählt:
1. Vorstand: Anton Schlosser
2. Vorstand: Anton Schaumann
Schriftführer: Karl Dummel
Kassier: Karl Schädler des Mammert
Beisitzer: Karl Schädler des Max, Karl Läufle des Julius, Martin Schädler, August Sturm
Dirigent: Rudolf Kuppel
55 Sänger und 30 passive Mitglieder traten an jenem denkwürdigen Tag der „Eintracht“ bei. Die Aktivitäten zeugten von der ungebrochenen Unternehmungslust der Sänger. Man besuchte den Männergesangverein Schlatt, das Bodensee-Hegau-Sängerfest bei Überlingen/See, das Schwarzwald-Gau-Liedersingen in Tuttlingen und wirkte beim 65-jährigen Stiftungsfest des Turnvereines und einer Feier der Feuerwehr mit. Am Herbstkonzert zeigte der Chor seine beachtliche Höhe, wobei auch erstmalig ein gemischter Chor mit 20 Frauen zusammengestellt wurde. Bei der Weihnachtsfeier wurde neben den Chor- und Solovorträgen auch die Tradition des Theaterspielens, unter der Regie von Willi Leber, wieder aufgenommen. Für die nun 140 Mitglieder war dieses Jahr ein gelungener Start in eine hoffnungsfrohe Zukunft.
Besonderer Höhepunkt war 1951 das 90-jährige Stiftungsfest der „Eintracht“. Hierzu wurde ein 1.200 Personen fassenden Festzelt aufgebaut, das bei den Feierlichkeiten auch voll besetzt war. Am Programm des Festbanketts beteiligten sich Turnverein, Radsportverein, Musikverein und Kirchenchor. Die Festreden und zahlreiche Ehrungen erfuhren eine besonders feierliche Note durch die 25 Festdamen, die angeführt wurden von Willi Spiri. Am Sonntag waren 14 Gesangvereine zum Freundschaftssingen gekommen. Für den Festzug waren Straßen und Häuser geschmückt und so war das gesamte Dorf in Festtagsstimmung.
Das gesamte restliche Jahrzehnt war durch rege Aktivität geprägt. Eigene Konzerte, Bunte Abende, Teilnahme an Festen hiesiger Vereine, Teilnahme an Festen umliegender Gesangvereine und erlebnisreiche Ausflüge sorgten für ein ausgefülltes Vereinsleben. Überall, wo die Sängerhinkamen, wurde die außerordentliche Qualität ihrer Vorträge gewürdigt, wobei gerade die zahlreichen Besuche auch neue Anregungen gaben und besonders die Bunten Abende eine unvergessliche Bereicherung des kulturellen Lebens darstellten.
1954 gab Oberlehrer Rudolf Kuppel den Dirigentenstab an Karl Witz weiter, womit eine neue Ära in der musikalischen Leitung des Chores begann. Schon im folgenden Jahr zeigte er, dass er es verstand, mit Sicherheit und Schwung die letzten Feinheiten aus den Liedern herauszuholen; so der Pressebericht zum Frühjahrskonzert. In all diesen Jahren war auch Herr Albert Azone ein unermüdlicher Förderer der „Eintracht“.
Zwischen all diesen Aktivitäten war in der Geschichte der „Eintracht“ das große Osterkonzert im Mozartjahr 1956 ein besonderer Glanzpunkt. Dazu konnte ein Kammertrio gewonnen werden, das auch den Chor begleitet. Im Verlaufe des Programms wurde Rektor Albert Azone zum Ehrendirigenten ernannt.
Eine machtvolle Demonstration für das deutsche Liedgut war in diesem Jahr das Deutsche Sängerfest in Stuttgart. „Aus aller Welt kamen Sänger zusammen: von Süd- und Nordamerika, von Kanada, von Südafrika und 4 Sänger von Volkertshausen.“
Am Weihnachtsfeiertag führte der Verein erstmals eine Operette vor: „Wenn die Rosen wieder blühen“. von Franz Strassmann. Diese Aufführung wurde unter der Leitung des Dirigenten Karl Witz ein durchschlagender Erfolg. Viermal war der „Mohrensaal“ brechende voll, und so durfte sich dieser Erfolg mit Abstand an die Spitze des weithin bekannten Volkertshauser Laienspiels setzen.
Eine besondere Ehre erfuhr der Verein 1957 durch die Abhaltung der Hauptversammlung des Bodensee-Hegau-Sängerbundes. 300 Vertreter von 80 Vereinen drängten sich in den „Mohrensaal“.
1958 wurde das Wunschkonzert zu einem weiteren Glanzpunkt. Mit 21 Vorträgen durch den Chor wurde ein begeisterndes Programm geboten, welches man einen Tag später wiederholte.
100 Jahre Gesangverein „Eintracht 1860“ Volkertshausen.
Dies war das Schlagwort des Jahres 1960. Zu den Feiern bot der Verein unter gewohnter Mithilfe der örtlichen Vereine alle Kräfte auf. Für das Festprogramm wurde auch ein Frauenchor und Kinderchor eingeübt und einige Gesangssolisten aus Singen verpflichtet. Am Sonntag war im riesigen Festzelt ein Bunter Abend, der wohl der beste von all den vorangegangenen Bunden Abenden war. Die Darbietungen waren überdurchschnittlich. Insgesamt zeigte der Jubelverein wieder einmal, wie viel Idealismus, auch zusammen mit all den vielen Helfern, in Volkertshausen vorhanden ist.
1961 ging es dann mit einem glanzvollen Frühjahrskonzert weiter, dessen Reinerlös für die Anschaffung der neuen Kirchenglocken gespendet wurde.
Eine besondere Ehre war es für den Verein, aus der Hand des Landrats, Freiherr von Gleichenstein, als höchste Auszeichnung die „Zelter-Plakette“ entgegennehmen zu dürfen. Für das Konzert, bei welchem unter anderem die Glanzstücke „Dir Seele des Weltalls“ von Mozart, „Komm holder Lenz“ von Haydn sowie „Die Himmel erzählen“ von Haydn vorgetragen wurden, bedankte sich der Vertreter des Hegau-Bodensee-Sängerbundes, Herr Gemple mit den Worten, dass mit dieser Gemeinschaftsleistung eine weit über dem Durchschnitt liegende Konzertfolge geboten wurde, welche auch nicht von einem städtischen Gesangskörper hätte wirkungsvoller vorgetragen werden können.
Ein freudiger Tag war für die Sänger auch die Teilnahme an der Einweihung der neuen Schule 1962. In diesem Jahr wurde ein Doppelkonzert mit dem Gesangverein Aach durchgeführt. Es wurden vier Jubiläen umliegender Vereine besucht und an Weihnachten das Singspiel „Wo die Almenblumen blühn“ aufgeführt. Diese rege Vereinstätigkeit zog sich wie ein roter Faden durch die folgenden Jahre hin. Die Verbundenheit mit anderen Vereinen zeigte sich auch beim Doppelkonzert mit der „Eintracht“ Stockach. Dies verlange doppelte Arbeit, denn man nahm, wie auch bei den Konzerten mit Aach, jeweils an der dortigen Veranstaltung teil.
Ein ganz besonderes Erlebnis für die Sänger war 1965 die Teilnahme am Liederfest der Badischen Sängertagung in Karlsruhe.
1966 legte, nach 12-jähriger verdienstvoller Tätigkeit, Bürgermeister Karl Witz seinen Dirigentenstab nieder. Die Sänger fanden in Hauptlehrer Leberer einen würdigen Nachfolger, der jedoch im folgenden Jahr verstarb. Sein Nachfolger Max Muffler leitete an der Weihnachtsfeier die Aufführung der Operette „Heidegretel“, die an Dreikönig wiederholt werden musste.
Auch neuen Vorhaben gegenüber zeigten sich die Sänger nicht verschlossen. So überwiesen sie DM 30,78 auf das Schwimmbadkonto, das damit auf DM 81,00 angewachsen war. Von Erfolg gekrönt war das neue Vorhaben eines Kirchenkonzertes, durchgeführt von Gesangverein, Musikverein und Kirchenchor. Solch gemeinsame Kirchenkonzerte werden nun im Abstand von einigen Jahren bis heute durchgeführt.
Ein besonderer Freudentag war 1969 die Teilnahme an der Rathauseinweihung, womit den Sängern auch ein neues Probelokal zur Verfügung stand.
1970 legte Karl Dummel sein Amt als Schriftführer nieder. Seit der Neugründung 1950 hatte er die Vereinsbücher in einer Art und Weise geführt, wie es wohl selten anzutreffen ist. Seine eigenen Berichte ergänzte er stets mit zahlreichen Fotos, Festprogrammen. Festplaketten, eigenen Graphiken und Zeichnungen. Dieses volle Jahrzehnt war auch Anlass zum einem Jubiläumskonzert unter Mitwirkung des Sängervereins „Rosenegg“ Rielasingen unter Leitung von Max Muffler.
Getreu den Gründungsstatuten umrahmte die „Eintracht“ mit ihrem Gesang die Feierstunde des Spatenstichs für die neue Pfarrkirche. So beteiligten sie sich im Jahre 1971 auch an der Bazarveranstaltung zugunsten der neuen Kirche.
Beim musikalischen Osterkonzert 1973, das unter dem Motto „Reise um die Welt“ stand, nahm auch ein Schülerchor unter der Leitung von Anton Benz teil. Bei der Weihnachtsfeier zeigte der Verein einmal mehr mit dem Singspiel Walzermädel von Wien“ seine Leistungsfähigkeit. Dabei beteiligten sich auch Gesangssolisten und ein Rhythmusgruppe.
In der Jahreshauptversammlung 1974 gab der 1. Vorstand Herbert Schädler nach 11-jähriger, verdienstvoller Tätigkeit sein Amt an den Karl Biller weiter.
Zwei Jahre später, 1976, gab auch Dirigent Max Muffler sein Amt weiter. Sein Nachfolger wurde Anton Benz. Der Verein gab sich auch eine neue Satzung, die den neuen rechtlichen Bedingungen angepasst werden musste. Trotz der regen und stets erfolgreichen Veranstaltungstätigkeiten hatten der Vorstand und Dirigent in diesen Jahren keinen leichten Stand. Durch das ständig anwachsende Unterhaltungs- und Freizeitangebot und durch anhaltenden Strukturwandel der Gesellschaft machte der Chor einen nicht zu übersehenden Wandel durch. Eine erhebliche Anzahl altbewährter Sänger war in den vergangenen Jahren verstorben oder schieden aus Altersgründen aus dem Chor aus. Andre wiederum gingen aus beruflichen Gründen aus Volkertshausen weg. So kamen viele neue Sänger in den Chor, die erst wieder entsprechend ausgebildet werden mussten. Auch neuzeitliches Liedgut drängte machtvoll nach vorn und stellte an die Sänger immer wieder ganz neue musikalische Anforderungen. Trotz dieses Wandels sind die alten Ideale und die sich selbst gestellten Aufgaben der Gründungsväter ein festes und bewährtes Fundament der „Eintracht“, auf dem der Verein vertrauensvoll in die Zukunft schauen darf.
Konrad Götz
Das 125-jährige Jubiläum fand dann vom 28. Juni – 1. Juli 1985 unter dem Motto „Ohne Gesang kein Leben“ im mit 3.000 Nelken geschmückten Zelt statt.
Eine einjährige Vorplanung brachte dann ein glanzvolles Programm hervor: Freitag Abend ein Konzert der Chöre des Mittleren Hegaus, Samstag ein Dorfabenden unter Mitwirkung der örtlichen Vereine, Sonntag ein Frühschoppenkonzert mit anschließendem Freundschaftssingen und als Abschluss am Montag ein Kinder- und Altennachmittag.
Eine kleine Nachschau zum 125-jährigen Jubiläum fand am 26. Oktober 1985 anlässlich des Herbstabends im Festzelt statt. Vorstandsmitglied Josef Jäger ließ in einem Dia-Vortrag das Jubiläumsgeschehen nochmals vor den 170 Gästen, die in irgendeiner Form zum Gelingen des Jubiläums beigetragen hatten, Revue passieren.
Gleich zweimal wurde Anton Benz noch in diesem Jahr geehrt; einmal am 17. Dezember 1985 für seine 10-jährige Dirgententätigkeit und dann noch zu seinem 50. Geburtstag.
Ein Osterkonzert besonderer Klasse brachte das Jahr 1986 . Am 30. März erlebten 600 Besucher eine musikalische Italienreise, die die Eintracht gemeinsam mit einer Orchestergruppe des Musikverein darbot. Gäste vom MG Schluchsee standen den Einheimischen gesanglich in nichts nach, mit Soloeinlagen begeistertem auch sie das Publikum; die ganze Bandbreite von Volkslied bis Operette zog sich wie ein roter Faden durchs Programm. Auch die Jüngsten wurden ins Programm einbezogen, so wirkte der Schülerchor der Grund- und Hauptschule Volkertshausen mit.
Wie hieß es im anschließenden Zeitungsbericht? „Es gab keinerlei Taktprobleme, da Dirigent Walter Benz vor seiner Zeit als Volkertshauser Dirigent den MG Schluchsee dirigiert hatte“ und so der fulminante Schlusschor alle Zuhörer begeisterte.
Und noch ein großes Konzert stand im Programm 1986. Am 17. Mai 1986 vereinten sich 250 Sängerinnen und Sänger beim Bezirkkonzert in der Seeblickhalle in Steißlingen.
Die Männergesangvereine Volkertshausen und Aach führten nochmals mit Musik auf eine Italienreise. Zusammen mit Kameraden aus Eigeltingen und Steißlingen ging diese Reise bis nach Capri – am Klavier begleitet von Max Muffler.
Einer der Gegenbesuche, die das 125-Jährige als Folge mit sich brachte, führte die Sänger am 27. Juni 1987 nach Eigeltingen zum dortigen 150-jährigen Jubiläum des Gesangvereins.
Am 7. Dezember 1987 nahmen die Sänger Abschied von Karl Witz, Bürgermeister im Ruhestand und Ehrenmitglied der Eintracht, dessen Leitung er als Dirigent zehn Jahre innehatte.
Eine witzige Anekdote bietet das Jahr 1988, als die Sängerschar sich mit dem Bus auf Moselfahrt befand. Der 17. und 17. September brachte nicht nur den Besuch des Weinfestes in Pisport und des Edelsteinmuseums in Idar-Oberstein mit sich, sondern auch noch mehrere nette Fotos der Polizei Pirmasens, weil der Busfahrer die Männer in flotter Fahrt durch die Gegend chauffierte.
Praktizierte Völkerfreundschaft fand anlässlich des Osterkonzertes am 15. April 1989 in der Wiesengrundhalle mit dem Besuch der Union Chorale „Concordia“ 1878 aus Blotzheim in Frankreich statt. Die Gäste waren in Privatquartieren untergebracht.
Ein begeistertes Publikum konnte der musikalischen Weltreise der Gäste und dem bunten Liederstrauß der Eintracht lauschen. Der Vorsitzende Karl Biller, Initiatior dieser Gemeinschaftsproduktion, erhielt im Rahmen dieses Konzertes aus der Hand von Bürgermeister Mutter die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen.
1989 tummelten sich die Sänger bei der Operettenveranstaltung „Fräulein Hochmut“ bei zwei Veranstaltungen am 1. Weihnachtsfeiertag um am 30. Dezember in der Wiesengrundhalle schauspielerisch und gesanglich auf der Bühne. Die musikalische Leitung hatte Anton Benz, die schauspielerische Gustav Forschner. Mit 7,00 DM Eintritt konnte man sich damals in die Welt der Operette entführen lassen.
Nach 17-jähriger Tätigkeit übergab Karl Biller bei der Generalversammlung am 25. Januar 1991 das Amt des 1. Vorsitzender des Vereins in die Hände von Rainer Kenzler. Es sei Zeit, neue Impulse in die Vorstandschaft zu bringen, er tat dies mit Freude und Zufriedenheit im Rückblick auf seine erfolgreiche Arbeit für den Verein.
Beim Frühjahrskonzert wurde er von Rainer Kenzler mit einer Ehrennadel ausgezeichnet und gleichzeitig zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Die letzte Singstunde mit Anton Benz fand im Juni 1992 statt. Nach 16-jähriger, äußerst erfolgreicher Tätigkeit mit vielen schönen Auftritten, gab er sein Amt als Chorleiter der Eintracht am 30. Juni ab. Als Dankeschön für sein Engagement erhielt er aus der Hand des 1. Vorsitzenden Rainer Kenzler einen geschnitzten Dirigenten.
Am 18. August 1992 übernahm Erich Kleinfeldt durch Vermittlung des Vizedirigenten Roland Gohm den Dirgentenstab.
1993 wurden die Mitgliedsbeiträge in der Generalversammlung von 12 auf 15 DM jährlich erhöht.
Das erste Frühjahrskonzert unter Leitung von Erich Kleinfeld wurde am 24. April zu einem überwältigenden Erfolg. In einer antiken Tempelkulisse traten die Sänger der Eintracht die Reise in den Frühling an, gefolgt vom gemischten Chor Schlatt geleitet von Otmar Brütsch und der Orchestergruppe unter Leitung von Anton Benz. Mehrere Zugaben bestätigten den tollen Einstand des neuen Dirigenten.
Auf gen Norden hieß das Motto beim Ausflug vom 17. – 19. Juni 1993 nach Heiligenhafen an die Ostsee. Neben Freizeit – Schifffahrt nach Rödby mit Schiffsrundführung und Inselrundfahrt auf Fehmarn – gab es auch Arbeit – den Auftritt in der Konzertmuschel Heiligenhafen. Gegenseitige Begeisterung gab es beim Treffen mit dem dortigen Shanty-Chor – uns gefielen die Seemannslieder, den Heiligenhafenern unsere mitgebrachten Lieder. Dieser nicht alltägliche Ausflug wurde auch auf Video aufgenommen und nochmals beim Herbstabend im Verenasaal am 29. Oktober vorgeführt.
Das Jahr 1993 kann als Rekordjahr bezeichnet werden, nimmt man die Anzahl der Proben und Auftritte als Maßstab – 64 war die Zahl des Jahres.
In diesem Jahr wurde auch gezielt zum Jahresumbruch eine Werbeaktion initiiert mit dem Ziel, der Überalterung entgegenzuwirken und weitere Männer für den Chor zu gewinnen; 43 Männer wurden konkret angesprochen, wie der damalige Vorsitzende Rainer Kenzler in der Jahreshauptversammlung zum Beginn des Jahres 1994 berichtete.
Ein besonderes Ereignis war die Konzertreise des MGV am 12. und 13. März 1994 nach Blotzheim ins Elsaß, wo der Männerchor beim Kirchenkonzert mitwirkte.
1995 erwähnt die Chronik zum ersten Mal die „Alte Kirche“ als Auftrittsort, als die Gesangsgruppe der Patengemeinde Schönau-Berzdorf aus Sachsen gemeinsam mit der Eintracht ein Freundschaftssingen aus Anlass der 5-jährigen Partnerschaft gestaltete.
Ein eindrucksvolles Kirchenkonzert aller musikalischer Vereine der Gemeinde fand am 5. November 1995 statt; alle Mitwirkenden – Sänger + Musiker – konnten ein breites Spektrum ihres musikalischen Könnens demonstrieren. Der Reinerlös diente karitativen Zwecken.
Im April 1996 wird Karl Biller, 25 Jahre aktiver Sänger und 17 Jahre als 1.Vorsitzender der Eintracht tätig, mit der Ehrennadel und Urkunde des badischen Sängerbundes ausgezeichnet.
Auch sportlich betätigten sich die Sänger zuweilen – so gewannen sie im Juni 1996 beim Grümpelturnier die Dorfmeisterschaft im Fußball.
Im Singspiel „Der wilde Toni“ – aufgeführt am 28. Dezember – konnten die „Eintrachtler“ zeigen, was sonst noch so an Talenten in ihnen steckt; Regie, musikalische Leitung und zwei der vier Rollen lagen in den Händen bzw. Kehlen von Gustav Forschner, Roland Gohm, Volker Schädler und Bernhard Ehrenbach. Der Beifall war verdienter Lohn für die Mitgestaltung am Weihnachtstheater des Jahre 1996.
Zur Fasnacht 1997 verwandelten sich die Sänger in die „Panzerknacker“ und nahmen am Dorfumzug teil und gestalteten eine eigene Fasnachtsfeier unter dem Motto „Sänger unterhalten Sänger“. Dies war nicht die erste Teilnahme als närrische Gruppe am Fasnachtsgeschehen im Dorf.
1997 durften auch zum ersten Mal die Sängerfrauen an einem 2-tägigen Ausflug in Frankenland teilnehmen.
Eine besondere Erwähnung in der Vereinsgeschichte verdient das erste offizielle Konzert des MGV in der „Alten Kirche“. Es war das Herbstkonzert am 27. September 1997 unter Mitwirkung des Gesangvereins Liptingen und der Orchestergruppe des Musikvereins Volkertshausen. Hochklassige Chormusik wurde am diesem Abend geboten und eine ganz besondere Ehrung konnte vorgenommen werden – der aktive Sänger Karl Spinner wurde für 65 aktive Sängerjahre geehrt werden.
Das Jahr 1997 brachte leider dann auch den Abschied von Dirigent Erich Kleinfeld, der sich nach 5-jähriger Tätigkeit verabschiedete. Ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk – eine Sandstein-Statue mit 5 Sängern, angefertigt von der Künstlerin Susanne Platzer – überreichte ihm Rainer Kenzler. Viele schöne Konzerte und Auftritte mit ihm bleiben in der Vereinsgeschichte in guter Erinnerung.
Mit neuer Chorleitung von Otmar Brütsch ging es ins Jahr 1998, in dem in Rekordzeit nach nur 3-monatiger Probenarbeit das Osterkonzert den Wechsel zu anderer Chorliteratur einläutete. Die in Volkertshausen beheimatete Mezzosopranistin Nicole Fazler sang hier bereits zum zweiten Mal in einem Konzert des MGV mit und konnte die Zuhörer begeistern.
„Alle bauen am Haus Europa mit“ – unter dieser Vorankündigung reisten im Juni der Gesangverein, Bürgermeister, Gemeinderat und Mitglieder des deutsch-italienischen Freundeskreises in die zukünftige Partnergemeinde Bolsena. Ein gemeinsames Konzert in der Basilica Santa Cristina direkt am Ankunftstag wurde sofort zum Stadtgespräch. Der nächste Tag brachte eine unvergessliche Tour nach und durch Rom; alle touristischen Attraktionen wurden unter fachkundiger Führung besucht.
Die offizielle Besiegelung der Städtepartnerschaft im Rathaus vom Bolsena wurde am 13.06.1998 von der Eintracht am Abend umrahmt.
Der Gegenbesuch der Gemeinde Bolsena fand am 18. September statt. Auch hier wurde die Gemeindepartnerschaft in einem Festakt in der Alten Kirche besiegelt. Der Chor aus Bolsena begleitete musikalisch diesen offiziellen Anlass in unserer Gemeinde.
Die „Eintracht“ ist seither stark mit Italien sowie der Alten Kirche verbunden. Dies spiegeln auch der Sängerausflug mit dem Besuch der Opernfestspiele in Verona wider und die musikalische Unterhaltung bei der Einweihung des Freskos vom Volkertshauser Ehrenbürger Duccio Guidotti in der Alten Kirche im November 1999.
Das Jahr 2000 brachte viele weitere „runde Zahlen“ zustande. So wurde die erstmalige Erwähnung Volkertshausens vor 750 Jahren gefeiert; die Eintracht bestand seit 140 Jahren und feierte gleichzeitig ihr 50-jähriges Wiederbestehen seit dem
2. Weltkrieg, die Arbeiterwohlfahrt feierte ihr 50-Jähriges Jubiläum und die Einweihungsfeier der Alten Kirche als Bürger- und Kulturzentrum fand statt.
Im April umrahmten die Sänger die Jubiläumsfeier der AWO in der katholischen Kirche.
Am 15. April feierte der Chor selbst mit einem Frühjahrskonzert – und zeichnete die Karl Messmer, Herbert Schädler und Theo Schädler als Wiederbegründer des Vereins aus. Schlag auf Schlag ging es weiter mit der Mitwirkung beim gefeierten Muttertagskonzert mit der Aufführung von Schuberts „Der Rose Pilgerfahrt“ im Mai. Hier hatte Regina Fazler ihr hochklassiges Campanella-Ensemble in gute Harmonie mit den Solisten – unter denen der 1. Tenor Bernhard Ehrenbach mitwirkte - dem katholischen Kirchenchor Radolfzell und dem gesamten Männerchor zu einer beeindruckenden Aufführung vereint.
Die 1250 erstmalig urkundliche Erwähnung Volkertshausen brachte die ganze Gemeinde ins Jubiläumsgeschehen mit ein – Open air auf zwei Bühnen, Buden, Stände, historische Vorführungen, die Richtfeste für die neuerrichtete Seniorenanlage und die im Umbau befindliche Alte Kirche, ein Kinderprogramm, allerlei Spezialitäten, die Eintracht mit einer historischen Schmiede und einer Seilerei oder als Moritatensänger, das Solarfest von FENSOL – sind nur einige der Höhepunkte, die Besucher aus nah und fern ins Dorf brachten.
Das Jahresende stand unter der Überschrift „Einweihung der Alten Kirche“. Hier hatte sich die Eintracht, genau wie viele andere ehrenamtliche Helfer mit ihren Arbeitseinsätzen eingebracht und ein Stück Kultur- und Bürgerzentrum mit „eigenen Händen“ mitgestaltet – darauf können wir zu Recht stolz sein.
Ministerin Gerdi Staiblin konnte als Festrednerin beim Festakt am 15. Dezember dieses kleine Kunstwerk offiziell übergeben. Die Sänger und Musiker, die den Festakt umrahmten, kamen erstmalig in den Genuss der neuen Klanqualität dieses Kulturraumes.
Und am 19. Dezember begann eine neue Probenära im Chor, zog man doch mit Sack und Pack – sprich neuem E-Piano und sonstigem Mobiliar in den mit enormer Eigenleistung neu geschaffenen Probenraum im Anbau der Alten Kirche.
2001 wechselte der 1. Vorsitz von Rainer Kenzler auf Georg Dietsche. Das Chorleben lief in geordneten Bahnen weiter – mit Einbau einer Küche im Probenraum, dem Osterkonzert, der 2. Aufführung der Rose Pilgerfahrt in der Alten Kirche, dem Besuche der Sängerfreunde in der Partnergemeinde Schönau-Berzdorf, dem Sängerausflug ins Appenzelleland, dem Herbskonzert und den sonstigen Auftritten.
Aus beruflichen Gründen legte Otmar Brütsch 2002 den Dirigentenstab nieder, leider konnte er uns nur 5 Jahre durchs Gesangsleben begleiten. Verabschiedet wurde er anlässlich des Herbstkonzertes durch die stellvertretende Bundeschorleiterin Monika Oehlen.
Neuer Chorleiter wurde Johannes Karrenbauer, der 2003 den Taktstock übernahm.
Unter seiner Federführung wurde die Musikalische Matinée (Musik ab d’elfi) ins Leben gerufen. Leichte, lockere Weisen – von der Eintracht und Gästen vorgetragen – bestimmen seither diesen festen Bestandteil im Chorkalender. Auch besondere Ehrungen im Chor werden anlässlich dieser Veranstaltung vorgenommen, die das Publikum auch immer zum Verweilen beim angebotenen Imbiss einlädt.
Am 28. Januar 2004 verstarb 81-jährig, aber völlig unerwartet, Max Muffler, ein großer Gönner des Vereins. Er war nicht nur langjähriges Ehrenmitglied, er hat auch den Chor bei vielen Anlässen am Klavier begleitet und als Dirigent von 1971 bis 1976 geleitet.
Die Statistik des Jahres 2004 verzeichnete einen aktiven Sängerstand von 27. Die eingeleiteten Maßnahmen, Gründung eines Kinderchores unter Leitung von Hildegard Hoffmann, neueres, heiter-beschwingtes Liedgut bei den Konzerten und Auftritten, hatten noch nicht so recht gegriffen und auch in 2005 keine weiteren Sänger dem Chor zugeführt.
Für die Flutopfer in Asien fand am 16. Janur 2005 ein Benefizkonzert auf Initiative von Nicole Fazler unter der Schirmherrschaft von UNICEF, vertreten durch die Kreisvorsitzende Sabine Müller-Esche, in der katholischen Kirche statt. Der Männerchor trug seinen Teil zur Hilfe gerne durch seine Mitwirkung bei.
Ein großes Gemeinschaftskonzert am 9. und 10. Juli bestimmte das Chorleben 2005, an dem alle singenden und musizierenden Vereine der Gemeinde teilnahmen. 100 Sängerinnen und Sänger vereinten sich gemeinsam im Projektchor und zeigten auf, hier wird nach neuen Wegen gesucht, Musik zu vermitteln, nicht nur dem Publikum gegenüber, nein, auch in den Chören selbst.
Einen „eigenen Tag der deutschen Einheit“ feierten Volkertshausen und die Besucher des Gesangvereins Schönau-Berzdorf bereits am 2. Oktober 2005 anlässlich der Matinée-Veranstaltung in der Alten Kirche. Drei Tage waren die Besucher aus der Lausitz zu Gast; nach zehnjähriger Abstinenz ein beeindruckendes Gemeinschafts-erlebnis, bei der beide Bürgermeister ihre Partnerschaft als sehr lebendig bezeichneten. Scherzhaft wurde noch bemerkt, dass Schönau mit seinem damaligen Bürgermeister Christian Hänel, unbestritten im Vorteil sei, da er aktiv mitsinge.
Zum Abschluss dieses gesanglich etwas anderen Chorjahres fand am 18. Dezember 2005 ein Weihnachtskonzert „Männer singen zur Weihnacht“ statt. Die Mundartdichterin Rosemarie Banholzer wirkte mit allerlei Kurzgeschichten zur Weihnacht mit, kurzweilig im Dialekt vorgetragen; kleine Engelchen des Kinderchores Steißlingen – geleitet von Kornelia Scherer-Chrobog verzauberten das Publikum; die Solisten Bernhard Ehrenbach und Pirmin Auer beeindruckten mit ihren Tenor- und Bariton-Stimmen.
Der Chronist des Jahres 2005 erwähnte auch, dass der Vizedirigent Roland Gohm dreimal die Proben leitete und bei drei von sieben Auftritten den Chor dirigierte.
Eine neue Art des Osterkonzertes wurde am 16. April 2006 aufgeführt – ein „Wunschkonzert“, dessen 24 Lieder sich die Volkertshauser seit Beginn des Jahres per Votum selbst ausgesucht hatten – sozusagen eine Hitparade quer durch alle Bereiche des Chorgesangs. Klassik tummelte sich zusammen mit Trinkliedern, Solostücken, a-cappella gesungen oder instrumental begleitet. Und die Sänger als Wahlwies standen mit ihren Comedian-Harmonist-Liedern der „Eintracht“ ebenbürtig zur Seite. Einstimmig wurde festgestellt, eine tolle Sache – so ein „Wunschkonzert“.
Wieder in den Dienst der guten Sache stellten sich die Sänger beim Benefizkonzert für die Kinder der Nachsorgeklinik Tannheim, das am 17. Dezember 2006 in der St. Remigius-Kirche in Steißlingen stattfand. Es ist ein beglückendes Erlebnis, zu sehen, wie Gemeinschaft etwas bewirken kann – der Grundschulchor, Allegro-Chor, MGV Volkertshausen und Steißlingen, ein Bläserensemble, die Mundartdichterin Rosemarie Banholzer – sie alle trugen zum Erlös von 1.587 Euro für die Kinder in Tannheim bei.
Ein weiteres soziales Anliegen wurde im Dezember, wie seit Jahren, gepflegt. Der Besuch der Eintracht im Helianthum in Steißlingen, bei dem die Bewohner mit Weihnachtsliedern erfreut wurden.
Ein neuer Ansatz in der Nachwuchsarbeit wurde zu Beginn des Jahres 2007 beschlossen; zusammen mit der Grund- und Hauptschule soll eine Kooperation beginnen, d. h. es soll Chorunterricht für die Kinder angeboten werden mit dem Ziel, sie später in den Erwachsenenchor zu integrieren. Als Koordinator für dieses vom Land Baden-Württemberg geförderten Projekt stellt sich Rainer Kenzler zur Verfügung.
Beim 150-jährigen Jubiläum des Musikvereins im Juni 2007 nahmen natürlich auch die Sänger der Eintracht plus dazugehörige Frauen am großen Jubiläumsumzug in historischen Kostümen und ausgestattet mit Dreschflegel, Sichel usw. teil.
Die Matinée brachte die Sängerschar am 28.10.2007 in die alte Kirche wieder mit ihrem
ehemaligen Dirigenten Anton Benz zusammen, der zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Den gesanglichen Rahmen gestalteten die „Singenden Kellergeister“ der Eintracht mit sichtlichem Vergnügen für Zuhörer und sich selbst.
Das Jahr 2009 begann mit einem Novum – erstmals in der Geschichte des Vereins wurde mit Annemarie Grüning eine Frau Dirigentin der Eintracht. Selbst ausgebildete Sängerin, brachte ihre Verpflichtung einige Neuerungen in den bisherigen Probenalltag der Sänger. Körper- Stimm-, Sprech- und Hörübungen sowie Stimmbildungsstunden in Kleingruppen gehören seither fix zum Probenprogramm.
Bereits zum Osterkonzert am 12. April 2009 zeigten sich die ersten sehr positiven Veränderungen; stimmlich hatte der Chor an Qualität und Umfang gewonnen, Aussprache und Interpretation waren verbessert und das Liedgut wurde behutsam umgestellt.
Im Laufe des Jahres 2009 konnten deshalb auch 6 neue Aktive für den Chor hinzugewonnen werden, so dass der Chor Ende des Jahres wieder auf 31 Aktive angewachsen war. Dies ist auch Verpflichtung für die Zukunft, möchte die Dirigentin doch noch weitere Männer fürs Singen begeistern.
Ebenfalls eine Premiere in der Geschichte des Vereins war, auf Vorschlag der Dirigentin, der erste Besuch des Stimmbildungstages des Bodensee-Hegau-Sängerbundes in Stockach – einige Sänger hatten sich einen ganzen Samstag Zeit genommen, um bei Artur Groß weiteres über Stimme, Atem, Gesangstechnik zu erfahren und selbst einzuüben.
Die Matinée am 25. Oktober wurde unter einem durchgängigen Leitmotto „Liebe, Lust und Leidenschaft“ mit Liedern zu dieser Thematik gestaltet, aufgelockert durch Heinz-Erhard-Bonmots (100. Geburtstag). Es bot sich hier auch ein würdiger Rahmen, den aktiven Sänger Oswald Boschenrieder für seine 60-jährige aktive Mitgliedschaft zu ehren. Diese geänderte Matinée-Form fand eine äußerst positive Resonanz bei den Besuchern.
Neben diesen zwei großen Highlights des Jahres 2009 wurden auch die „kleineren Events“ wieder gepflegt. Es gab eine Radtour zum 1. Mai mit Hock, die Mitwirkung beim Jubiläumskonzert des Patenvereins in Aach am 18. Juli, einen Ausflug nach Bad Schussenried mit Besuch des Bierkrugmuseums – natürlich mit dem Vortrag von dazu passenden Bierliedern, den Besuch einer unserer Proben vom Präsidenten des befreundeten Männerchors Ettenhausen aus der Schweiz, im Oktober einen Auftritt in Neuhausen und die Mitwirkung beim großen Bezirkskonzert in Welschingen als Gemeinschaftschor zusammen mit den Sängern des Steißlinger Männerchors sowie die Mitgestaltung der Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Den Abschluss eines rundum gelungenen und erfolgreichen 1. Chorjahres mit der neuen Dirigentin war dann die Gestaltung des Adventsfensters in der Telefonzelle vor der Alten Kirche mit Adventsliedersingen, Glühwein und Weihnachtsgebäck, zu dem auch noch pünktlich die ersten Schneeflocken des Winters fielen.
2009 war ein Jahr mit fundamentalen Änderungen in der allgemeinen Chorarbeit unter der Leitung der Dirigentin Annemarie Grüning. Und es stand damit auch bereits im Zeichen der Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr 2010.
Möglich war dies nur mit der Bereitschaft und der Offenheit der Sänger, Neues zuzulassen, auszutesten und mit zu gestalten. Die akribische Arbeit von Dirigentin und Sängern in den Proben, die Mitarbeit und die Unterstützung durch den Vizedirigenten Roland Gohm, die gute und immer konstruktive Arbeit mit der gesamten Vorstandschaft machte ein erfolgreiches Jahr möglich. Dankbar müssen wir auch für die Unterstützung durch die Gemeinde und das gute Miteinander aller Vereine in unserer Gemeinde sein. All dies lässt uns mit froher Erwartung auf unser Jubiläumsjahr 2010 schauen.
Annemarie Grüning
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